
eNews.at: Elektromobilität gilt als Hoffnungsträger für eine nachhaltigere Zukunft. Doch die Meinungen darüber gehen auseinander. Heute diskutiere ich mit zwei Gästen: Frau Dr. Anna Müller, Ingenieurin für erneuerbare Energietechnik, und Herrn Prof. Markus Feldkamp, Experte für Ressourcen- und Umweltpolitik. Vielen Dank, dass Sie hier sind.
eNews.at: Frau Dr. Müller, warum halten Sie Elektroautos für den richtigen Weg?
Dr. Müller: Weil sie im Vergleich zu Verbrennern wesentlich weniger Schadstoffe ausstoßen – vor allem im Stadtverkehr. Weniger Abgase bedeuten saubere Luft und damit mehr Gesundheitsschutz. Dazu kommt die hohe Energieeffizienz: Ein Elektromotor nutzt die eingesetzte Energie deutlich besser als ein Verbrenner.
eNews.at: Prof. Feldkamp, Sie widersprechen. Warum?
Prof. Feldkamp: Weil man das Gesamtbild betrachten muss. Die Batterieproduktion ist ökologisch problematisch. Lithium- und Kobalt-Abbau zerstören Landschaften, verbrauchen riesige Mengen Wasser und geht oft mit schlechten Arbeitsbedingungen einher. Es ist also fraglich, ob Elektroautos wirklich so „sauber“ sind, wie sie dargestellt werden.
eNews.at: Frau Dr. Müller, wie begegnen Sie diesem Argument?
Dr. Müller: Natürlich gibt es Herausforderungen. Aber Technologie entwickelt sich weiter: Recycling von Batterien, alternative Materialien und Second-Life-Konzepte für Akkus sind vielversprechende Ansätze. Außerdem können E-Autos mit grünem Strom betrieben werden, was den CO₂-Fußabdruck noch einmal massiv reduziert.
eNews.at: Prof. Feldkamp, ist das nicht eine Perspektive, die Hoffnung macht?
Prof. Feldkamp: Teilweise. Aber wir dürfen nicht vergessen: Auch wenn wir die Rohstofffrage besser lösen, bleibt das Problem der sozialen Gerechtigkeit. Elektroautos sind teuer und damit nicht für alle zugänglich. Außerdem ändert sich durch E-Autos nichts an der grundsätzlichen Verkehrsproblematik: Staus, Flächenverbrauch und Ressourcenbedarf bleiben bestehen.
eNews.at: Also müsste man über Elektromobilität hinausdenken?
Prof. Feldkamp: Genau. Wir brauchen mehr öffentlichen Nahverkehr, sichere Radwege und Carsharing. Elektromobilität kann ein Baustein sein, aber nicht das alleinige Fundament einer Verkehrswende.
Dr. Müller: Dem stimme ich sogar zu. Elektromobilität ersetzt nicht Bus und Bahn – sie ergänzt sie. Aber gerade dort, wo Menschen auf das Auto angewiesen sind, ist es sinnvoll, die sauberere Variante zu wählen.
eNews.at: Ein spannendes Schlusswort: Elektromobilität ist kein Allheilmittel, aber möglicherweise ein wichtiger Teil der Lösung. Herzlichen Dank für das Gespräch.