Strategische Ausrichtung
Mercedes-Benz hat sich in den letzten Jahren klarer denn je auf die Elektromobilität ausgerichtet. Vom herkömmlichen „Electric First“ („zuerst elektrisch“) wurde die Vision zu „Electric Only“ weiterentwickelt: So kündigte das Unternehmen an, ab 2025 alle neu eingeführten Fahrzeugarchitekturen rein elektrisch zu gestalten – d. h. ohne klassische Verbrennungsmotor-Option, sofern die Markt- und Rahmenbedingungen es zulassen.
Im Rahmen dieser Strategie wurden drei neue Plattformen vorgestellt:
- MB.EA – die Mittel- bis Oberklasse elektrische Architektur für klassische Mercedes-Fahrzeuge.
- AMG.EA – speziell für Hochleistungs-Elektrofahrzeuge der Marke Mercedes‑AMG.
- VAN.EA – elektrisch orientierte Nutz- und Transportfahrzeuge.
Parallel setzt Mercedes-Benz auf stark integrierte Entwicklung: Motoren, Inverter und Software werden zunehmend im eigenen Hause entwickelt („vertical integration“).
Aktuelle Modelle
Mercedes-Benz bietet unter dem Sub-Label Mercedes‑EQ eine Reihe von vollelektrischen Modellen an. Ein Ausschnitt:
Mercedes‑Benz EQS
- Vollelektrische Luxuslimousine, Einstieg in die EQ-Baureihe.
- Angaben: Batteriekapazität bis ca. 118 kWh, Reichweite laut US EPA bis ca. 390 Meilen (~628 km), 0-100 km/h in etwa 5,9 Sekunden.
- Höhepunkt der Marke in Sachen Elektrifizierung, Luxus und Technik.
Mercedes‑Benz EQE
- Executive-Limousine im EQ-Programm, etwas günstiger und kompakter als die EQS.
- Technologien wie MBUX mit erweiterten Funktionen, Schnellladung, modernes Design.
Mercedes‑Benz EQB SUV
- Kompakter SUV mit Elektroantrieb, mitunter sogar mit optionaler dritter Sitzreihe.
- Robust kombiniert mit Alltagstauglichkeit, für Kunden, die bereits SUV-Format bevorzugen.
Ausblick: Mercedes‑Benz GLC (komplett elektrisch) (mit „EQ Technology“)
- Bei der IAA Mobility 2025 in München vorgestellt als „GLC mit EQ Technology“.
- Auf MB.EA-Plattform, mit 800-Volt Architektur, Batteriegröße ~ 94 kWh, WLTP-Reichweite bis ca. 713 km, Schnellladung mit bis zu ~320 kW.
- Signalwirkung: Mercedes zeigt damit, wie E-Mobilität in der Breite aussehen soll – nicht nur Luxuslimousinen, sondern auch variantenreiche SUVs.



















Technische Aspekte im Fokus
Architektur und Plattform
- Die MB.EA-Plattform bildet das Rückgrat der kommenden Elektroautos von Mercedes.
- Die neue Architektur setzt auf hohe Integration, Leichtbau, Hochvolttechnologie (z. B. 800 V) – was kürzere Ladezeiten und effizienteren Betrieb ermöglicht.
- Insbesondere im Segment der Hochleistungsfahrzeuge setzt AMG auf eigene Plattform (AMG.EA) mit axial-flux Motorentechnologie via Übernahme von YASA Ltd. („axial flux“ Motoren) für Performance-Elektro-Modelle.
Batterien und Ladeinfrastruktur
- Mercedes hatte angekündigt, bis 2030 über 40 Mrd. € in Batteriefahrzeuge zu investieren.
- Es ist die Rede von mehreren Gigafabriken, standardisierten Batteriezellen für viele Modelle und zukünftigen Technologien wie Silizium-Kohlenstoff-Anoden oder Festkörperbatterien.
- Ladeleistung & Architektur: Die Fahrzeuge unterstützen Hochvoltladen (800 V), das erlaubt in manchen Fällen binnen Minuten erhebliche Reichweiten nachzuladen. Beispiel: GLC EV mit Angaben ca. 303 km in 10 Minuten.
Software und digitale Dienste
- Mit dem Betriebssystem MB.OS setzt Mercedes-Benz auf eine „Chip-to-Cloud“ Architektur: vom Fahrzeug-Embedded-Chip über die Domänensteuerung bis zum Backend-Cloud.
- Das Software-Hub „Electric Software Hub“ wurde 2022 eingerichtet und übernimmt wesentliche Funktionen für die neuen EV-Plattformen.
- Merkmale: Fahrzeuge können über Software-Updates („Over-the-Air“) neue Funktionen erhalten, Fahrfunktionen, Infotainment, Assistenzsysteme werden stärker softwaredefiniert. Laut einem Beitrag über die EQS: „service-oriented high-tech software set new technical standards“.
- Vernetzung: Fahrzeug-Domänen wie Antrieb, Batterie, Fahrassistenz & Infotainment sind über ein integriertes E/E-System verbunden; damit werden Daten in Echtzeit genutzt, z. B. vorausschauende Dämpferregelung via Car‐to‐X beim GLC EV.
Herausforderungen und Ausblick
- Trotz der ambitionierten Elektrifizierungsstrategie steht Mercedes-Benz vor Wettbewerbsdruck: Elektro-Fahrzeuge gewinnen massiv an Marktanteil, viele Marken mit hoher Stückzahl & moderaten Preisen drängen.
- Auch im Softwarebereich steigen Anforderungen, etwa durch Dienste, Sicherheit, Datenverarbeitung – der Automobil-Branche im Zuge von E/E-Architekturen. (Siehe generelle Entwicklung zu Service-Mesh-Architekturen im Fahrzeugbereich.)
- Der Übergang in die elektrische Zukunft verlangt auch neue Produktions- und Lieferketten-Strukturen (z. B. Zellfertigung, Recycling). Mercedes investiert hier laut Strategie.
Warum das wichtig für Mercedes-Benz ist
- Markenkern: Mercedes-Benz steht traditionell für Premium, Luxus und Technik – die E-Mobilität muss diese Werte übertragen in eine elektrische Ära.
- Wettbewerb: Luxus-EVs von Wettbewerbern (z. B. …) verlangen ein starkes Angebot im Segment sowohl technisch als auch emotional.
- Software & Kunde: Zukünftig wird ein Teil der Wertschöpfung über Software-Dienste, Upgrades und digitale Ökosysteme laufen. Mercedes positioniert sich hier mit MB.OS richtig.
- Nachhaltigkeit & Regulatorik: CO₂-Vorgaben, Urbanisierung und Wandel im Mobilitätsverhalten verlangen Elektromodelle – Mercedes will nicht nur folgen, sondern mitgestalten.
Fazit
Mercedes-Benz befindet sich mitten in einem tiefgreifenden Wandel: Vom klassischen Automobilhersteller mit Verbrennungsmotoren hin zu einem Premium-Anbieter für Elektromobilität, der Architektur, Technik und Software neu denkt. Mit der EQ-Familie zeigt Mercedes bereits heute, wie elektrischer Luxus aussehen kann – mit großen Sedans, SUVs und künftig noch breiteren Modellreihen. Die technische Plattform MB.EA, die volle Integration von Software (MB.OS) sowie ambitionierte Batterie- und Ladeziele sind wichtige Bausteine dieser Transformation. Allerdings bleibt die Umsetzung in hoher Stückzahl, mit guter Kostenstruktur und überzeugender Kundenerfahrung die große Herausforderung für die kommenden Jahre.
© Text enews.at 2025 / © Bild Mercedes-Benz Media 2025

